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In einer ersten Projektphase ging es um unsere Handys, genauer gesagt: um das, was sich im Inneren dieser Geräte tummelt. Das Coltan, ohne das kein Handy funktionieren würde, kommt aus dem Kongo. Die Teilnehmenden fanden heraus, unter welch menschenverachtenden Umständen diese „Seltene Erde“ gefördert wird. Doch die Wirtschaft schaut weg, interessiert sich für ihre finanziellen Gewinne und nicht dafür, dass Menschen in den Minen sterben und dass die Gewinne im Kongo zur Finanzierung von Waffen dienen. Die Aufklärung der Handy-Nutzer und –Käufer bleibt auf der Strecke. Unsere Teilnehmenden haben eine Alternative gefunden: das Fairphone. Unsere Teilnehmenden wissen Bescheid.

Die zweite Projekteinheit widmete sich der Textilindustrie. Nach einem Überblick über verschiedene Naturfasern einerseits und über wichtige Herstellerfirmen andererseits haben die Teilnehmenden nähere Analysen angestellt. Dazu wurden die Herstellerfirmen näher analysiert, und zwar ging es vor allem darum, in welchem Land jeweils der Firmensitz ist und in welchen Ländern diese Unternehmen produzieren lassen. Das Ergebnis, das auf einer Weltkarte festgehalten wurde, war eindeutig: Alle Firmensitze befinden sich auf der Nordhalbkugel der Erde in sogenannten Industrienationen. Aber fast alle Produktionsstätten stehen in Ländern des Südens; südlich des Äquators. Eine überwältigende Mehrheit produziert in asiatischen Ländern. Niemand von uns würde unter den Arbeitsbedingungen arbeiten, die die Teilnehmenden herausgefunden haben, und schon gar nicht zu diesem Hungerlohn. Aber die „Reichen“ wollen halt Billigware. Die Zusammenhänge sind den Teilnehmenden schnell und drastisch deutlich geworden. Und sie hatten auch eine Idee, was jede/r einzelne von uns tun kann: „Einfach nur jedes zweite Kleidungsstück kaufen! Denn bei den meisten Menschen hier hängt doch etwa 1/3 der vorhandenen Kleidung nur im Schrank und wird gar nicht angezogen! Dann kann man sich auch getrost faire Kleidung kaufen!“

Der Übergang zu Projektthema 3 war fließend, und das im doppelten Sinn: das Thema schloss sich nahtlos an, und es ging im dritten Projektabschnitt um Wasser! Anknüpfungspunkt war unter anderem das in der Textilindustrie durch Färbemittel und chemische „Knittermacher“ verschmutzte Wasser. Über den oft behandelten Wasserkreislauf hinaus ging es hier schnell zum sogenannten Virtuellen Wasser, also zu dem Wasser, das bei der Produktion von Gütern jedweder Art verbraucht wird. Die Teilnehmenden erkannten schnell, dass der deutsche Import von spanischen Tomaten beispielsweise die Wassersituation bei uns nicht negativ betrifft; in Spanien aber zu einem dauerhaften Abfluss von Wasser kommt, so dass dort der Grundwasserspiegel stetig sinkt. Ein Gefühl für die Berechnung des Virtuellen Wassers bekamen die Teilnehmenden anhand ausgewählter Beispiele: Wer hätte gedacht, dass wir 1.300 Liter Wasser verbrauchen, um 1 kg Brot herzustellen? Wussten Sie, dass zur Produktion von 1 Glas Apfelsaft 190 Liter Wasser benötigt werden? Und um noch bei der Ernährungsfrage zu bleiben: Können Sie sich die Wassermenge von 15.500 Litern Wasser vorstellen? Das sind etwa 155 volle Badewannen. Soviel Wasser wird insgesamt gebraucht, um 1 kg Rindfleisch zu produzieren – ja, Rinder brauchen viel Futter, und auch das braucht zum Wachstum Wasser. Da kommt dann eben diese Summe heraus.

Die Teilnehmenden fanden auch heraus, dass die Jeans, die sehr oft ja unter schlechtesten Bedingungen hergestellt wird, auch noch 11.000 Liter Wasser verbraucht, das später mühevoll gereinigt werden muss und von dem dennoch einige Schadstoffe ins Erdreich sickern.

Diese Zahlen und vor allem auch die Verquickung der drei Themen, die uns alle täglich betreffen, haben zu einer großen Betroffenheit der Teilnehmenden geführt.

Auch hier haben die Teilnehmenden einen Handlungsvorschlag erarbeitet: „Kauft und esst –wenn irgend möglich, Lebensmittel der Region. Das bedeutet geringere Transporte, damit bleiben die Wasserreserven eher im jeweils eigenen Land und: die Vorfreude (auf eine bestimmte Gemüse- oder Obstsorte) ist doch bekanntlich die größte Freude. Als Beispiel diente hier der saisonale Spargel, auf den sich alle Spargelfreunde freuen. Und warum? Weil er eben nicht immer frisch und knackig verfügbar ist. Den Teilnehmenden sind viele Beispiele dazu eingefallen, und das ist für unser globales und lokales Miteinander-Sein ein guter Weg!